MMA in Deutschland
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Vom verachteten Käfigkampf zum Mainstream-Sport - die Sportart MMA macht in den USA dem klassischen Boxen bereits sehr starke Konkurrenz, einige behaupten sogar, dass es das Boxen mittlerweile überholt hat. Die Kampfsportart genießt u.a. durch Stars wie Conor McGregor eine große Popularität auch im Mainstream. UFC-Stars treten beispielsweise längst in großen Talkshows im TV auf. In den letzten Jahren konnte sich MMA auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit erfreuen. Der absolute Höhepunkt war wohl Anfang Oktober, UFC 229: Khabib Nurmagomedov vs. Conor McGregor, was weltweit 2,4 Millionen Pay-Per-Views verkaufte und auch in Deutschland von extrem vielen Menschen gesehen wurde. Dieser Kampf war der größte UFC-Kampf aller Zeiten, er polarisierte unglaublich viele Menschen in Deutschland. Der irische Superstar Conor McGregor, der mit seiner speziellen Art und seinem „Trash Talk“ die Massen spaltet, und der Russe Khabib Nurmagomedov, der von vielen traditionellen Kampfkunstfans supported wurde, lieferten eine waschechte Show in Las Vegas, wobei Khabib Nurmagomedov Conor McGregor in der vierten Runde durch Submission / Aufgabe besiegen konnte. In der Zukunft stehen immer mehr Mega-Fights an, Mixed Martial Arts und die UFC wachsen extrem schnell und zwar in fast allen Ländern der Welt, so wie eben in Deutschland.
Was ist MMA? Was ist die UFC?
MMA bedeutet Mixed Martial Arts und ist eine Vollkontaktsportart. Ursprünglich sollte bei den altgriechischen olympischen Spielen ermittelt werden, ob Ringer oder Boxer die besseren Kämpfer seien. So entstand MMA. Nach wie vor ist MMA eine Kombination aus verschiedenen Kampfstilen. Schläge, Tritte sowie Ringen ist dabei u.a. erlaubt. Die Kämpfe finden im sogenannten Oktagon statt - ein achteckiger Käfig - und sind auf 3 oder 5 Runden angesetzt. Kämpfer können vorzeitig durch Knockout (K.O.) oder Submission / Aufgabe und nach der kompletten Kampfdauer durch Punktsieg gewinnen. Die UFC ist die größte MMA-Organisation der Welt und verzeichnet dreistellige Millionenumsätze.
MMA- und UFC-Events in Deutschland
Die UFC veranstaltet in regelmäßigen Abständen auch Events in Deutschland: die vergangene Fight Night im Juli 2018 in der Barclaycard Arena in Hamburg war, wie schon 2016, mit 7.798 Zuschauern ausverkauft, was eine gute Leistung für ein UFC-Event ist.
Wie sieht es mit nationalen MMA-Veranstaltungen aus? In Deutschland gibt es beispielsweise die GMC, German MMA Championship, die wohl größte MMA-Veranstaltung in Deutschland, die bereits im Jahr 2009 gegründet wurde. Daneben gibt es außerdem We Love MMA, Fair FC (Fair Fighting Championship) und Aggrelin. GMC veranstaltete bisher schon 17 große Event in deutschen Städten wie Düsseldorf, Köln und Hamburg.
Dabei geht GMC wirklich professionell vor. Der Verband hat 7 Gewichtsklassen: Schwergewicht, Halbschwergewicht, Mittelgewicht, Weltergewicht, Leichtgewicht, Federgewicht, Bantamgewicht und zugehörige Champions, die immer wieder ihre Titel verteidigen. Die deutsche Organisation GMC dient, wie alle deutschen MMA-Organisationen, den deutschen MMA-Kämpfern, die wirklich erfolgreich sein wollen, als Sprungbrett zu größeren Organisationen wie die polnische KSW, die britische Organisation Cage Warriors oder die amerikanische Professional Fighters League (PFL) oder vielleicht sogar als Sprungbrett in die UFC. Abu Azaitar und Khalid Taha gelang der Sprung in die UFC über GMC, Abus Magomedov und Max Coga kämpfen mittlerweile in der PFL. We Love MMA diente Nasrat Haqparast als Sprungbrett zur UFC.
Ausstrahlung der MMA- und UFC-Events: TV, Streaming
Wie sieht es mit der Ausstrahlung dieser Events aus? GMC wird von RanFighting übertragen, während We Love MMA einen Online-Stream auf ihre Website anbietet.
Was den MMA-Sport in der Vergangenheit in Deutschland klein gehalten hat, war die negative Medienmeinung, die in einer oft negativen Meinung der Öffentlichkeit resultierte. Die Medien waren entsetzt von der postulierten Brutalität und dem scheinbares Chaos, den ein MMA-Kampf mitbringt, ohne sich mit dem Regelwerk und den verschiedenen Kampfstilen auseinanderzusetzen und berücksichtigten nicht die taktische Intelligenz und Vielfältigkeit von MMA-Athleten. 2009 wurde von Sport1 (damals DSF) die UFC ins Programm genommen, doch 2010 entzog die Bayrische Landeszentrale für neue Medien DSF die Sendegenehmigung. Die Begründung war, dass bei UFC-Übertragungen ein „außerordentliches Problempotenzial bestünde“ und die Sportart gewaltverherrlichend sei. 2015 wurde vom Münchner Verwaltungsgericht erklärt, dass dieses TV-Verbot rechtswidrig ist. Freie Fahrt für die UFC im deutschen Free-TV! Nachdem zuletzt 2016 die Highlights der Hamburger Fight Night auf Prosieben MAXX zu sehen war, können wir nun über den Streaming-Dienst DAZN alle Main Events der UFC in den nächsten drei Jahren verfolgen. Im Vorfeld des Mega-Fights zwischen Conor McGregor und Khabib Nurmagomedov sicherte sich DAZN die Ausstrahlungsrechte für die UFC in Deutschland für 3 Jahre, Bellator MMA wird schon länger bei DAZN übertragen. So können MMA-Fans in Deutschland mittlerweile fast alle großen internationalen MMA-Events verfolgen.
Entwicklung von MMA in Deutschland
Leider bieten MMA-Events in Deutschland angehenden MMA-Kämpfern noch keine wirklichen Möglichkeiten, finanzielle Sicherheit zu erlangen. Setzt sich der MMA-Trend in Deutschland aber fort und das Interesse und die Popularität von MMA in der Bevölkerung wächst wie erwartet an, können deutsche MMA-Organisationen in Zukunft auch talentierte MMA-Kämpfer halten und immer spektakulärere Events veranstalten.
Möglicherweise kann MMA in den nächsten Jahren das klassische Boxen in Deutschland vom Thron des beliebtesten Kampfsports verdrängen oder zumindest eine noch größere Alternative zum Boxen darstellen. Gerade die jüngere Bevölkerung wird vom wachsenden MMA elektrisiert und viele motiviert diese Sportart dazu selbst MMA zu trainieren, was die Infrastruktur des MMA-Sports auf allen Ebenen fördert.
Fazit
Fakt ist: Der einstig so sehr von den Medien verachtete „brutale Straßenschlägerei-ähnliche Käfigsport“, der keine Regeln habe und verboten sein sollte, gehört immer mehr zum Mainstream-Programm in Deutschland! Und zwar zurecht! Die unglaubliche Action und zugleich die hochwertige Technik, die das MMA von den Athleten abverlangt, ist wirklich beachtlich. UFC-Athleten sind keine Amateur-Straßenkämpfer, sondern Profis, die hart trainieren und hartnäckig an ihren Fähigkeiten arbeiten. Besonders ist eben am MMA-Sport auch, dass jeder Kämpfer zwar seine Stärken und Schwächen hat – beispielsweise im Striking, Wrestling oder Grappling – aber letztendlich haben diejenigen Fighter langfristig Erfolg, die verschiedene Kampfsportarten auf einem hohen Niveau beherrschen. So erleben wir einen neuartigen Sport, der nicht zuletzt durch die UFC 229 und die verbesserte Medienverfügbarkeit und Streaming-Möglichkeit der UFC seinen verdienten, großen Durchbruch in Deutschland geschafft hat.